Text zur Ausstellung „DA“ von Dr. Karin Sagner

DA!

 

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Es ist eines dieser kleinen Bindewörter – wie Barbara Kaiser sie nennt – mit denen die

Ausrichtung ihrer hier präsentierten neuen Werke anklingt:  In diesem Sinne meint das DA:

DA sehe ich mich jetzt

Und   DA ist nach einer persönlichen Phase des Innehaltens ein neues Staunen, ein neuer Weg:  Aufbruch.

Hier schließt sich folgerichtig die Frage an: Was hat sich denn getan zwischen den zurückliegenden Bildern und jenen, die sie heute anlässlich dieser Atelierausstellung mit dem Titel DA sehen.

Und gibt es trotz des anklingenden Wandels Kontinuität?

Ja, die gibt es. Denn tatsächlich ist sie erkennbar für diejenigen, die ein wenig mit Barbara Kaisers Arbeiten vertraut sind oder gar ihre Malerei von Beginn an verfolgen.

Barbara Kaiser war in München Malschülerin von Cosy Piero, doch ihre künstlerisch zentrale Inspiration verdankt sie der Begegnung mit dem Oeuvre von Twombly: Abstraktion, Geste und Farbe stehen damit von Anbeginn im bildnerischen Fokus dieser Malerin, die seit 1993 ihre Bilder in Ausstellungen zeigt.

Entsprechend zeigt sie auch heute abstrakte Farbkompositionen mit energiegeladenen malerischen Gesten, die über die Rahmen hinaus in den Raum wirken, so dass Barbara Kaiser ganz selbstverständlich auf konventionelle Bildrahmung verzichten kann.

Beibehalten hat Barbara Kaiser auch die Verwendung von Acrylfarben auf grundierter Leinwand, Papier und  körperhafter Rohseide und die Farben, die zwischen transparenter Zartheit und gebrochenem Weiß sowie kräftigen deckenden Tönen wechseln. Doch ganz erstaunlich sind nun kraftvolle Rot- und  Gelbtöne, mit denen sich Vitalität, Energie und Gefühl Bahn bricht. Und dies nicht mehr zaghaft und andeutungsweise, sondern bestimmt und formgerichtet. Sie finden Beispiele dafür bereits im Eingangsbereich.

Folgerichtig konkretisieren sich nun wieder gegenständliche Assoziationen, Andeutungen von Körpern, Pflanzen oder gar Landschaften: eine stärker im Hier und Jetzt der stofflichen Welt verankerte Poesie.

All dies geschieht – durchaus geläufig – in kleinen und mittleren Formaten. Neu sind jetzt aber auch sehr große und damit auf eine bislang unbekannte Weise herausfordernde Formate. Sie fordern in den malerischen Gesten tatsächlich raumgreifenden Einsatz.

Hier wird das Interesse von Barbara Kaiser, die ja auch als Feldenkreis-Therapeutin arbeitet, an der körperlichen Bewegung im Raum bestens anschaulich.

Und wo bleiben die auf Kürzel reduzierten Schriftzeichen, die in den Werken zuvor so eine tragende Rolle gespielt haben? Sie finden sich bei genauer Sicht – wenngleich in reduzierter Form – auch in den aktuellen Arbeiten. Neu ist allerdings, dass jetzt die schriftartige, kontrapunktische Anordnung kleiner farbiger Gesten, die sich zu Energieknäueln bündeln oder die sich auflösen. Es entsteht auf diese Weise ein Farbtext, der sehr viel expressiver ist  als grafische Reminiszenzen. Ein wunderbares Beispiel dafür bietet die Wandinstallation im unteren Raumgeschoss.

Barbara Kaisers neue Arbeiten sind nach wie vor sehr persönliche Spiegel körperlicher, geistiger und seelischer Bewegung – innerer Haltung. Doch getragen werden sie nun von einer neuen stärker reflektierenden Kraft, sich lösend von selbst auferlegten Grenzen.

Bei Ihrem eigenen Rundgang durch die Ausstellung wünsche ich Ihnen ein anregendes   Erfühlen und Erspüren.

Dr. Karin Sagner